Городская газета города Гиссена (Германия)19.6.2012

19 июня 2012
Giessener Anzeiger vom 19.6.2012
Entfesseltes Temperament und wahre Seelenmusik

Von Heiner Schultz

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Außergewöhnliches Konzert auf hohem Niveau: Julia Ziganshina mit russischen Liedern in Licher Synagoge

Ein wirklich außergewöhnliches Konzert gab jetzt die Musikerin Julia Ziganshina im Rahmen der russischen Woche der Universität im Licher Kulturzentrum in der ehemaligen
Bezalel-Synagoge. Sie präsentierte ihr Programm russischer Balladen und internationaler Lieder und Chansons auf höchstem Niveau und hinterließ ein rundum hingerissenes Publikum.
Die ausgebildete Cellistin stammt aus Kazan in Kasachstan, trat bereits in Deutschland, Polen, Frankreich und Israel auf und veröffentlichte ein Dutzend Alben. Im aktuellen Programm und auf ihren CDs finden sich neben Romanzen populäre russische Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts, russische Volkslieder und Interpretationen alter und zeitgenössischer internationaler Lieder. Bei ihrem Auftritt in Lich wurde sie von der Gießener Ernährungswissenschaftlerin Dr. Katja Schneider gedolmetscht.

Schon mit dem ersten Titel, einer zarten Weise, erobert Ziganshina, die sich hochversiert auf der Gitarre begleitet, das Publikum. Sie verströmt so viel echte Emotionalität, dass die Zuhörer sofort in tiefer Stille ihrem Vortrag zu lauschen beginnen, und das bleibt den ganzen Abend über so. Sie hat einen beachtlichen Stimmumfang, den sie mit professioneller Dramaturgie einsetzt. Virtuos, kann man sagen, wie sie zuweilen die Zeilen einfach hinhaucht und dazu die Saiten gerade noch zum Klingen streichelt. Die Texte, erfährt man von Schneider, sind zumeist gefühlvolle Zeilen mit einer spezifisch russisch erscheinenden Originalität, kleine Geschichten vom Kommen und Gehen der Liebe, ganz romantisch und gelegentlich sanft humorvoll. Man hört, dass man in Russland andere Worte für das Thema fand als hier, vor allem andere poetische Bilder.
Die übersetzte Moderation Ziganshinas ist gleichsam ein kleiner Kurs in Historie und Inhalt der russischen Ballade; sehr interessant. «Die Zigeuner und die Russen gehören zusammen», sagt sie vor der «Zigeunerromanze». Die spielt sie dann mit perfekter Intonation und einem entfesselten Temperament, dem man sich unmöglich entziehen kann, mitreißend schwungvoll und fantastisch auf den Schlusspunkt gebracht — die Zuhörer sind überwältigt, der Beifall enorm und lang.
Noch eins drauf setzte sie in internationalen Teil. Als sie «Lili Marleen» anstimmt, scheint die Stille noch tiefer zu werden. Ganz, ganz langsam beginnt sie, und verzaubert erneut ihr Publikum, so zart und natürlich emotional singt sie den Welthit von 1915. Dem möchte man sich unter gar keinen Umständen entziehen, man schwingt wohlig mit. Den Beatlestitel «Blackbird» hat Paul McCartney auch nicht schöner gesungen, und mit «Besame mucho» zeigt Julia Ziganshina noch mal ihre ganze Kompetenz. Bossa-Nova-Swing, Stimmung und vor allem wieder die authentische Innigkeit sind unübertrefflich, die Begleitung stimmt bis auf den i-Punkt: wahre Seelenmusik. Enormer Beifall.
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